Geriatrie bei Hund und Katze – Unsere Senioren

Nicht nur wir Menschen werden immer älter, auch unsere vierbeinigen Freunde erreichen immer höhere Lebensalter. Mit der steigenden Lebenserwartung rücken auch sogenannte geriatrische Erkrankungen in den Fokus unserer tierärztlichen Tätigkeit. Hund und Katze gelten schon lang nicht mehr als reine Nutz- oder Arbeitstiere, sie gehören zur Familie. Mit diesem Sozialstatus steigt auch das Bedürfnis der Besitzer, ihnen ein möglichst langes und noch viel wichtiger, ein beschwerdefreies Leben zu ermöglichen. Das Altern eines jeden Lebewesens ist ein ganz natürlicher Prozess. Älter werden ist demnach keine Erkrankung, nimmt jedoch Einfluss auf die verschiedenen Organsysteme, sowie die Stoffwechselleistung. Daher kann es die Anfälligkeit für Erkrankungen erhöhen. Das Altern selbst ist unvermeidbar, aber wir können durch Vorsorgeuntersuchungen dafür sorgen, Erkrankungen rechtzeitig zu erkennen und die Tiere auf diese Weise bestmöglich auf dem Weg des Älterwerdens unterstützen.

Warum regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen, wenn mein Tier doch gesund ist?

Für die Beantwortung dieser Frage ist wichtig zu verstehen, dass ein symptomfreies Tier nicht automatisch gesund sein muss. Es gibt viele Erkrankungen, wie beispielsweise die Nieren- oder Herzinsuffizienz, welche dem Tier lange Zeit keine Probleme bereiten. Von außen betrachtet erscheint das Tier gesund, es kann die Erkrankung kompensieren. Die Vorsorgeuntersuchung bietet die Möglichkeit, solche vom Organismus noch kompensierbaren Erkrankungen zu entdecken, bevor sie Symptome bereiten. Eine möglichst frühzeitige Therapie bietet den größten Behandlungserfolg und ist zusätzlich häufig kostengünstiger. Das oberste Ziel von Vorsorgeuntersuchungen ist es, Risikofaktoren frühzeitig zu erkennen, um dementsprechend frühzeitig therapeutische Maßnahmen einzuleiten. Komplett gesunde Tiere im hohen Alter sind selten, aber durch Vorsorge können wir es ihnen ermöglichen, möglichst lang symptom- und beschwerdefrei zu bleiben.

Wann gilt mein Tier als Senior?

Diese Frage lässt sich nicht ganz pauschal beantworten. So gibt es insbesondere bei den Hunden große Rassenunterschiede. Bei ihnen spricht man von einem Senior, wenn das Tier 75% der rassetypischen Lebenserwartung erreicht hat. Kleine Rassen haben eine höhere Lebenserwartung, als große Rassen. Daher altert ein kleiner Hund, im Vergleich zu den großen Rassen, langsamer. Ein großer Hund hingegen, altert demnach schneller. Katzen hingegen werden eingeteilt in mittelalte Katzen (7-10 Jahre), Senioren (11-14 Jahre) und geriatrische Tiere (über 15 Jahre).

Warum ist mein Tier im Alter anfälliger für Erkrankungen?

Wie oben bereits erwähnt, ist das Altern selbst keine Erkrankung. Es nimmt jedoch Einfluss auf die verschiedenen Organsysteme und die Stoffwechselleistung des Organismus. So nimmt unter anderem die Widerstandskraft des Immunsystems ab und ermöglicht das erleichterte Eindringen von verschiedenen Bakterien, Viren oder Parasiten. Häufig ist das Auftreten von Erkrankungen im hohen Alter nicht auf einzelne Ursachen zurückzuführen. Einfluss nehmen zusätzlich vorhandene Vorerkrankungen, erbliche Prädisposition, aber auch Umwelteinflüsse, wie die Haltung der Tiere, der Einsatz im Sport oder die Fütterung

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Welche Probleme können bei meinem alten Haustier auftreten?

Zähne

Es bilden sich Ablagerungen auf den Zähnen. Dies kann zu Zahnstein und bis hin zu Zahnwurzelentzündungen führen. Diese schmerzhaften Entzündungen können zur eingeschränkten Nahrungsaufnahme führen. Wichtig ist daher auch hier die regelmäßige Kontrolle, sowie das Reinigen der Zähne. Ausführliche Informationen finden Sie in unserem Artikel zum Thema Zähne.

Gewichtszunahme

Ein häufiges Problem von alten Tieren ist die Gewichtszunahme. Ihre Muskelmasse baut sich infolge von weniger Bewegung langsam ab. Demzufolge nimmt auch ihr Energiebedarf ab. Häufig bleibt jedoch die Nahrungsaufnahme unverändert. Die Tiere nehmen mehr Energie zu sich, als sie benötigen. Sie nehmen an Gewicht zu, dies schränkt die Bewegung weiter ein, ein Teufelskreis.

Gewichtsverlust

Ein ebenso häufiges Problem wie die ungewollte Gewichtszunahme, ist der Gewichtsverlust von älteren Tieren. Dies kann unterschiedlichste Ursachen haben.

  • Ihr Tier baut ab und erscheint zunehmend appetitlos? Eine mögliche Erklärung können die Zähne liefern. Bereitet das Fressen aufgrund von Entzündungen in der Maulhöhle Schmerzen, stellen die Tiere die Nahrungsaufnahme zunehmend ein. Auch der im Alter schwindende Geruchssinn kann eine Appetitlosigkeit auslösen. Riecht das Futter nicht mehr attraktiv genug, kann es zur Futterverweigerung kommen. Auch Hitze, Verstopfungen, Fremdkörper und viele weitere Gründe können die Futterverweigerung auslösen. Futterverweigerung ist als Alarmsignal zu werten. Das Tier sollte einem Tierarzt vorgestellt werden.
  • Ihr Tier baut ab, obwohl es gut oder sogar vermehrt frisst? In diesem Fall ist eine organische Ursache wahrscheinlich. Das Tier sollte einem Tierarzt vorgestellt werden um insbesondere hormonelle Erkrankungen auszuschließen oder zu diagnostizieren, um so eine möglicherweise notwendige Therapie frühzeitig zu starten.

Verdauungsapparat

Eine häufige Begleiterscheinung des Älterwerdens ist die verlangsamte Verdauung. Grund ist der verminderte Muskeltonus des Darms, sowie die verminderte Sekretion. Als Folge kommt es häufig zu Verstopfungen und Kotabsatzproblemen, teilweise gefolgt von Durchfall und verringerter Aufnahme von Nährstoffen. Daher brauchen unsere Senioren hochwertige, leicht verdauliche Nahrung.

Immunsystem

Die Leistung der körpereigenen Abwehr nimmt ab. Die Tiere werden anfälliger für mögliche Infektionskrankheiten. Daher ist auch die Parasitenprophylaxe bei alten Tieren besonders wichtig.

Sinnesorgane

Wie beim Menschen, kann sich auch die Sinneswahrnehmung unserer Tiere im Alter verschlechtern. Der Verlust der Sehkraft kann zur Beeinträchtigung der Orientierung führen. Das geringere Hörvermögen kann ebenfalls Probleme bei der Gefahrenerkennung bereiten. Auch ein verminderter Geruchssinn kann das Tier beeinträchtigen. Riecht das Futter nicht attraktiv genug, kann es zum Einstellen der Nahrungsaufnahme kommen. In diesem Fall ist besonders schmackhaft riechende Nahrung wichtig. Andersrum steigt aber auch die Gefahr der Aufnahme von potenziell schädlichem Material! Es ist besonders darauf zu achten, dass ältere Vierbeiner keinen Zugang zu möglicherweise giftigen Substanzen haben.

Herz- Kreislauf

Erkrankungen des Herzens, wie beispielsweise Klappenveränderungen, können insbesondere im hohen Alter auftreten. Daher ist es wichtig, das Herz regelmäßig von einem Tierarzt abhören zu lassen. Stellt dieser ein mögliches Problem fest, kann zur weiteren Abklärung ein sogenannter Herzultraschall durchgeführt werden. Wird das Tier auffällig schnell müde, ist schnell erschöpft, hechelt auffällig viel, hustet oder zeigt im Fall einer Katze Maulatmung, so ist ein Tierarzt aufzusuchen. Siehe Artikel zum Thema Ultraschall für nähere Informationen.

Organsysteme

Über die verschiedenen Organe, wie Leber, Niere, Pankreas oder Schilddrüse, liefert uns das Blut Aussagen. Für die Kontrolle der Organfunktion ist daher eine regelmäßige Blutprobenentnahme und Laboranalyse zu empfehlen. Sie bietet uns die Möglichkeit, diese Organe betreffende Erkrankungen frühzeitig zu erkennen. So leiden viele ältere Katzen an einer Niereninsuffizienz oder Schilddrüsenüberfunktion. Diese Erkrankungen können nur über die Blutanalyse sicher diagnostiziert werden.

Bewegungsapparat

Alte Tiere sind aufgrund von Arthrosen häufig nicht mehr so beweglich wie früher. Auffällig ist dies besonders während der ersten Schritte nach längerem Liegen. Sie zeigen einen steifen Gang, meiden das Springen auf erhöhte Gegenstände, haben Probleme beim Treppensteigen und auch beim Putzen. Häufig fallen diese Veränderungen dem Besitzer erst spät auf, da es sich um einen schleichenden Prozess handelt. Es hilft den Bewegungsablauf Ihres Tieres mit dem eines anderen, jüngeren Tieres zu vergleichen. Wie geht mein Hund die Treppe hoch, wie tut es der Hund meines Nachbarn?, etc. Diese Fragen können dabei helfen mögliche Bewegungseinschränkungen festzustellen:

  • Wie können wir unserem bewegungseingeschränkten Tier den Alltag erleichtern? Sie können Rampen oder Treppen anbringen, um dem Tier das Erklimmen von höher gelegenen Orten zu erleichtern. Auch Teppiche auf rutschigen Böden auszulegen kann Ihrem Tier helfen. Häufig rutschen die Tiere, insbesondere mit den Hinterbeinen auf Fliesenböden oder Laminat weg, hier helfen Teppiche für den sichereren Stand. Fressen, Trinken und auch die Katzentoilette, sollten sich nur an leicht erreichbaren Orten befinden. Auch ein flacher Einstieg in die Katzentoilette ist sinnvoll.
  • Meine Katze ist Freigänger, was nun? Ist Ihre Katze ein Freigänger, sollten Sie abwägen, ob Ihr Tier noch in der Lage ist, Gefahren zu erkennen und diesen rechtzeitig aus dem Weg zu gehen. Gerade, wenn sich das Tier in der Nähe von vielbefahrenen Straßen aufhält, muss es in der Lage sein, schnell zu agieren. Ansonsten ist darüber nachzudenken, den Freigang nur noch kontrolliert und unter Aufsicht, eventuell auf den eigenen Garten begrenzt, stattfinden zu lassen.
  • Wie lang darf ich mit meinem alten Hund spazieren gehen? Bei Ihrem Hund gilt ab sofort die Regel, dass er über die Länge und Intensivität des Spazierganges bestimmt. Wählen Sie lieber häufigere kleine Spaziergänge, als einen sehr anstrengender Langen.

Trotzdem: Bewegung ist wichtig, auch für Herz-Kreislauf und die kognitiven Fähigkeiten Ihres Tieres!

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Gibt es spezielles Futter zur Unterstützung meines Tieres?

Es gibt speziell auf unsere vierbeinigen Senioren und deren Erkrankungen angepasstes Futter. Im Folgenden werden einige Beispiele aufgezählt.

  • Glucosamin, Chondroitinsulfat und Grünlippmuschelextrakt für die Beweglichkeit und Gelenkfunktion
  • Reduzierter Phosphorgehalt zur Unterstützung der Nierenfunktion
  • Rohfaserhaltiges Futter zur Unterstützung der Verdauung
  • Hochverdauliche Proteine zur reduzierten Stoffwechselbelastung der Leber

Wir beraten Sie gern über mögliche Fütterungsoptionen speziell auf Ihr Tier angepasst.

Wann sollte ich einen Tierarzt aufsuchen?

Auch scheinbar gesunde Tiere sollten im hohen Alter regelmäßig einem Tierarzt vorgestellt werden. Es ist anzuraten eine mindestens jährliche Vorsorgeuntersuchung durchzuführen. So können Erkrankungen frühzeitig erkannt und deren Behandlung begonnen werden. Auch auftretende Symptome, bei denen es sich augenscheinlich nur um Alterserscheinungen handelt, können Anzeichen für sich entwickelnde Erkrankungen sein. Daher ist es wichtig, einen Tierarzt zu kontaktieren, wenn sie Veränderungen ihres Tieres bemerken.

Wir beraten sie gern über das weitere Vorgehen, diagnostische Möglichkeiten und Behandlungsoptionen.

2 Idee über “Geriatrie bei Hund und Katze – Unsere Senioren

  1. Nina Hayder sagt:

    Meine Freundin hat einen älteren Hund. Gut zu wissen, dass auch älterer Tiere regelmäßig zu Vorsorgeuntersuchungen sollten. Ich werde dies meiner Freundin sagen, damit sie sich einen Kardiologen suchen kann.

  2. Lea Mühlich sagt:

    Mein Hund ist schon 13 und wir gehen auch ein Mal im Jahr alleine zur Vorsorge hin, weil unser Tierarzt das gesagt hat. Er findet das gar nicht schlimm, weil er dadurch mit der Tierarztpraxis nichts Schlechtes verbindet. Und uns beruhigt es natürlich, wenn er nichts hat.

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